Geschlechtergerechte Stadtentwicklung in Smart City Kontexten
Grazer Kooperationspartnerin: Univ.-Prof.in Dr.in Anke Strüver, Institut für Geographie und Raumforschung
Junior Fellow: Marcella Rowek
Incoming Senior Fellow: Prof.in Dr.in Sybille Bauriedl, Interdisziplinäres Institut für Umwelt-, Sozial- und Human-wissenschaften, Abteilung Geographie, Europa-Universität Flensburg
Incoming Junior Fellows: Yannick Ecker, Henk Wiechers
Zeitraum: März 2020 bis Februar 2021
Symposium: 4.-6. März 2021
Inhalt:
Der Begriff »Smart City« beschreibt weniger den Status einer Stadt als das Versprechen, die Lebensqualität in Städten mittels digitaler Technologien zu erhöhen. Digitale Kommunikation, digitale Infrastrukturen und digitale Konnektivität durchdringen immer mehr die öffentlichen und privaten Räume des Arbeits- und Alltagslebens. Die zunehmende Digitalisierung bietet damit einerseits Potenziale für neue Formen urbanen Zusammenlebens und zeigt gleichzeitig eine Universalisierungs- und Normierungstendenz durch dominante Digitalkonzerne (vgl. Bauriedl/Strüver 2018: Smart Cities. Kritische Perspektiven auf die Digitalisierung in Städten. Transcript).
Im Rahmen von Smart City-Strategien und der angebotsgetriebenen Expansion der Plattformökonomien unterliegen insbesondere die Bereiche der Sorgearbeit und Mobilität einer großen Dynamik in Großstädten. Über Care-Plattformen werden in immer größerem Umfang vielfältige Dienstleistungen angeboten (Pflege, Essens- und Lebensmittellieferung, Wohnungsreinigung oder Gartenarbeiten). Mobilitätsplattformen bieten immer mehr Verkehrsmittel (Stadtautos, Kleintransporter, Fahrräder, Lastenräder, E-Roller, E-Scooter) und Nutzungsoptionen an (stationär oder ungebunden, selbstfahrend, geteilt oder autonom fahrend). Wo und wie diese Infrastrukturen und Dienstleistungen ausgebaut werden, ist Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse.
Die schnelle Ausweitung von Online-Plattformen zeigt eine hierarisierende Ausprägung: eine Kommodifizierung von Sorge- und Mobilitätsdienstleistungen verbunden mit der Durchsetzung prekärer Arbeitsverhältnisse entlang von Geschlecht und Weißsein und ein exklusives Angebot in sozial privilegierten Stadtteilen. Caring- und Sharing-Dienste reproduzieren eine vergeschlechtliche Arbeitsteilung und die besondere Nachfrage nach Sorge- und Mobilitätsdienstleistungen in sozial marginalisierten Stadtteilen wird kaum bedient. Die Digitalisierungsversprechen für Smart Cities gelten nicht für die Gesamtstadt, sondern eher für islands of smart privilege, die bereits über exzellente Versorgungsinfrastrukturen verfügen. Im Rahmen des Fellowships werden diese Beobachtungen mit folgenden Fragen für ausgewählte europäische Großstädte genauer untersucht:
Adressieren die Versprechen der Smart City-Diskurse (Effektivität, Verfügbarkeit und Lebensqualität durch digitale Technologien) eine vergeschlechtlichte und rassifizierte Arbeitsteilung? Kommt es bei plattformvermittelten Sorge- und Mobilitätsdienstleistungen zu sozialen und räumlichen Privilegierungen und intersektionalen Hierarchisierungen?
