Vortragende:
Assoz.-Prof.in Dr.in Anna Babka (Universität Wien)
Incoming Senior Fellow im Projekt Gender revisited. Verhandlungen von Geschlecht im Zeitalter des Posthumanismus (Leitung: Assoz.-Prof.in Dr.in Hildegard Kernmayer)
Vortragsinhalt:
Posthuman Figurations avant la lettre – Heinrich v. Kleists ‚Gliedermann‘, ein Cyborg, ein Ghost in the Shell!?
Posthuman Studies beschäftigen sich mit der Frage, was die Begriffe Mensch oder menschlich-Sein im Zeitalter schneller technologischer, wissenschaftlicher, kultureller und sozialer Entwicklungen bedeuten können, wenn die Grenzen zwischen Mensch und ‚Anderem‘, zwischen Technologie, Biologie und Umwelt immer mehr verwischt und die Wahrnehmung von Normalität in Frage gestellt wird. In einem solchen Zusammenhang stellen sich immer auch eine Reihe von ethischen, philosophischen, kulturellen und künstlerischen Fragen, denen inter- bzw. transdisziplinär zu begegnen ist. Der Vortrag wird anhand eines literarischen Beispiels die Frage ausloten, entlang welcher Theoreme und Denkfiguren das Posthumane literaturwissenschaftlich greifbar wird.
Die Figur des Kleist’schen Gliedermanns eröffnet Möglichkeiten der Verdrehung, Verschiebung und Unterbrechung metaphysischer Vorstellungen von Identität und Ganzheit und wird in meiner Lektüre als Verwandter der_des Cyborg_s gedacht – als hermaphroditischer Cyborg, als Ghost in the Shell. Der gleichnamige Text, ein japanisches Manga, wird in seiner Verfilmung als postmodernes Paradigma des Animationsfilms diskutiert. Begriffe wie Geist, Cyborg, Gott (der Gliedermann als Gott), Monster etc. sind Figurationen der Grenze, des Dazwischen, der Unterbrechung, des neither/both – sind post-human.
Veranstaltungsort:
SZ 15.22, Resowi G2, Universität Graz